Chronik der Stadtkapelle Bad Wörishofen

Als im Jahr 1871 Pfarrer Sebastian Kneipp seinen 50. Geburtstag feierte, spielte ihm zu Ehren bereits eine Wörishofer Musikkapelle auf. Dies ist die bis dato älteste Erwähnung einer Musikkapelle in Wörishofen. Ein späteres Dokument, datiert 1897, beinhaltet dann einen Antrag auf einen finanziellen Zuschuss in Höhe von 100 Reichsmark für die Musikkapelle. Unterzeichner dieses Antrags waren die Herren Bartenschlager und Lampart. Der Zweck, wofür dieser Zuschuss verwendet werden sollte, ist dem Antrag leider nicht zu entnehmen. Ab 1904 ist dann von einer Blaskapelle die Rede. In diesem Jahr erhielt die Kapelle mit Pius Müller Senior als Dirigent den ersten, namentlich erwähnten, musikalischen Leiter.
In den darauf folgenden Jahren fallen die Zeitdokumente der Blaskapelle eher spärlich aus. Zu erfahren ist, dass die musikalischen Aktivitäten vor allem während der Kriegsjahre teilweise ganz ruhen mussten.
Voller Elan ging es mit der Laienmusik in der jungen Stadt Bad Wörishofen dann Anfang der 50er Jahre wieder weiter. So erfolgte im Jahr 1950 auch die Vereinsgründung. Die musikalische Leitung hatte Pius Müller Junior inne.
Unter Dirigent Hermann Müller, der ab 1954 die musikalischen Geschicke der Kapelle leitete, erfolgte im gleichen Jahr die Aufnahme in den Allgäu Schwäbischen Musikbund (ASM).
Bereits 1955 übernahm Otto Holzhauser den Platz am Dirigentenpult.
Mit Franz Zak, der im Jahre 1958 die musikalische Entwicklung der Kapelle als neuer Dirigent vorantrieb, wurde erstmals auch einheitliche Kleidung für alle Musikanten angeschafft.
1959 war der junge Verein Ausrichter des Bezirksmusikfestes des ASM, Bezirk Mindelheim. Die Organisation und Durchführung des Musikfestes brachte den Wörishofern durchweg großes Lob ein und stellte einen ersten Meilenstein in der Vereinsgeschichte dar.
1970 übernahm Fritz Liebermann die Kapelle. Unter seinem Dirigat erhielt die Kapelle viele neue musikalische Impulse.
Mit Gustav Fleck als Vereinsvorsitzendem wurde im Jahr 1972 die Gründung einer Schüler- und Jugendkapelle initiiert. Als Vorsitzender der Schülerkapelle konnte Altbürgermeister Anton Ledermann gewonnen werden.
Einen festen Raum für die Probenarbeit, die musikalische Ausbildung und das Vereinsleben zu schaffen, war ein ehrgeiziges Anliegen, das ab Oktober 1975 in die Tat umgesetzt wurde. Bereits ein Jahr später war das neue Musikerheim fertiggestellt und konnte im April 1977 offiziell eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben werden.
1978 trat die Musikkapelle mit einem neuen Dirigenten und in neuen Uniformen vor ihre Zuhörer. Edi Turek stand den Wörishofer Musikern nunmehr musikalisch vor. Ebenso 1978 wurde aus den Reihen der Musiker eine kleine Formation gebildet, die fortan die musikalische Umrahmung bei Beisetzungen übernahm, wenn dies von den Angehörigen gewünscht wurde.
Für das Bezirksmusikfest des ASM Bezirk Mindelheim im Jahr 1982 übernahm der Musikverein Bad Wörishofen abermals die Rolle des Gastgebers. Wie beim ersten Mal sorgten die Bad Wörishofer auch diesmal für ein tadelloses Gelingen.
Eine engere Zusammenarbeit mit der Städtischen Sing- und Musikschule wurde ab 1983 gepflegt, nicht zuletzt aus Gründen der Nachwuchsförderung für den Verein. Viele Musiker, die durch diese Allianz den Weg zur Musikkapelle fanden, bilden heute die Stütze des Vereins.
Ein besonderes Ereignis stellte im September 1985 das Großkonzert für die „Kartei der Not“ dar, eine Spendenaktion der Augsburger Allgemeinen. Insgesamt 1500 Musiker aus 40 Blaskapellen des ASM kamen dafür nach Bad Wörishofen und sorgten mit ihrem gemeinsamen Auftritt für große Aufmerksamkeit bei Besuchern und in den Medien.

Die nächste Änderung am Dirigentenpult stand 1986 an. Leo Fischer übernahm fortan die musikalische Leitung der Kapelle, die im gleichen Jahr auch die Namensänderung in „Stadtkapelle Bad Wörishofen“ erfuhr. Leo Fischer definierte für sich und die Musiker ehrgeizige Ziele. Die Teilnahme an Wertungsspielen in den Folgejahren bescherte den Musikern regelmäßig das Prädikat „1. Rang mit Belobigung“ in der Oberstufe. Auch die „Mindelheimer Zeitung“ bestätigte den Bad Wörishofer Musikern „höchste Anerkennung und Leistungssteigerung“. Die Zahl der aktiven Musiker ist in dieser Zeit mit 38 angegeben, die jährlich ca. 150 Einsätze bestritten.
Mit neuen Uniformen trat die Stadtkapelle Bad Wörishofen 1990 vor ihr Publikum. Im gleichen Jahr wirkte die Kapelle neben Kurt Pascher und seinen Böhmerwälder Musikanten auch bei einer Veranstaltung im Kurhaus Bad Wörishofen mit, die vom Bayerischen Rundfunk im Fernsehen übertragen wurde. Im Oktober 1990 legte Leo Fischer dann sein Amt als Dirigent nieder, so dass die Stadtkapelle bis Dezember ohne einen ersten Mann am Pult auskommen musste. Übergangsweise erklärte sich der damalige zweite Dirigent Alois Amberger bereit, die anfallenden Aufgaben zu übernehmen.
Mit dem Dirigenten Karl Weinmann konnte ab 1991 die Frage der musikalischen Leitung geklärt werden, der diese Aufgabe zusammen mit dem Aushilfsdirigenten Peter Müller übernahm.
Diese Konstellation hatte bis 1994 Bestand, dann schied Weinmann aus und Peter Müller nahm die Aufgaben des ersten Dirigenten wahr.
Ein weiteres Großkonzert für die „Kartei der Not“ stand 1995 an. Die Teilnehmerzahlen wurden gegenüber der ersten Veranstaltung sogar noch übertroffen. Diesmal kamen 1700 Musiker aus 49 Blaskapellen des ASM nach Bad Wörishofen und sammelten Spenden. Für die Initiative der „Kartei der Not“ kam die beachtliche Summe von 91.000 DM zusammen. Der Pflege des Vereinslebens diente im Spätsommer desselben Jahres die Reise der Musiker samt Anhang nach Andeer in der Schweiz.
Mit Hilfe einer finanziellen Zuwendung durch die Stadt Bad Wörishofen war 1996 die Anschaffung von Winteranoraks für die Musiker möglich, die die Uniform bei Freilufteinsätzen in der kalten Jahreszeit ergänzte. Abermals Kontakt mit dem Bayerischen Rundfunk hatte die Stadtkapelle im März 1997 mit der Hörfunksendung „Bayern 1 unterwegs – zu Gast in Bad Wörishofen“, zu der natürlich ein musikalischer Beitrag erfolgte. Im Jahr 1997 zählten 44 aktive Musiker zur Stadtkapelle.
Zwei weitere Musikerausflüge, 1999 nach Ladenburg am Rhein und 2003 nach Linz, ergänzten das musikalische Wirken des Vereins und bereicherten das Vereinsleben.
Im März des Jahres 2004 wurden abermals die Wertungsspiele des ASM Bezirk 10 Mindelheim in Bad Wörishofen durchgeführt. Für die Stadtkapelle selbst verlief das Jahr 2004 turbulenter als es sich viele wünschten. Gemeinsam mit dem ersten Bürgermeister der Stadt Bad Wörishofen, Klaus Holetschek, konnte hier ein Maßnahmenplan zur schrittweisen Behebung der Krise erarbeitet werden. Nach einer Übergangszeit ohne ersten Dirigenten, Peter Müller legte sein Amt nach einem internen Disput nieder, übernahm Ende des Jahres 2004 Dieter Wilhelm Beck das Dirigat.

2005 wurden die Stadtwerke als Sponsor der Stadtkapelle gewonnen, nach außen hin erkennbar an den Behängen mit dem Logo der Stadtwerke Bad Wörishofen, welche die Notenständer fortan bei Kurkonzerten, Jahreskonzerten und Festen der Pfarrei und Stadt zierten.
Dirigent und Vorstandschaft verabschiedeten sich im Jahr 2006. Nach einer Zeit der Konsolidierung konnte Florian Heiß als 1. Vorsitzender des Vereins gewonnen werden, 2007 übernahm dann Andreas Langanki die musikalische Leitung der Kapelle.
Im September des gleichen Jahres war die Stadtkapelle Teil des „musikalischen Highlights der Herbstmeile“. Zusammen mit der aus Tirol angereisten Knabenmusikkapelle Fieberbrunn mit Oberst Moriggl kam der „10. Große Zapfenstreich“ zur Aufführung. Stilvoll vorgetragen und von Fackelträgern umrahmt, ein Ohren- und Augenschmaus für Gäste und Mitwirkende.
Sein Jahreskonzertdebüt gab Andreas Langanki im Jahr 2008, das er unter das Thema „Abenteuer Amerika – eine Reise durch die USA“, stellte. Die Lokalpresse bestätigte der Stadtkapelle einen musikalischen Aufschwung: „Die Stadtkapelle ist wieder da“. Auch konnte ein Anstieg in der Zahl der Vereinsmitglieder verzeichnet werden.
Ebenfalls 2008 stellte sich die Stadtkapelle bei den Wertungsspielen in Kirchdorf der Jury, schnitt mit einem „ausgezeichneten Erfolg“ ab und ging als Bezirkssieger in der Mittelstufe hervor. Im Mai des gleichen Jahres brachte die Stadtkapelle Monsignore Otto Baumgärtner zu Ehren seines 50-jährigen Priesterjubiläums ein Ständchen zu Gehör.
Als ein Höhepunkt des Faschingskonzertes im Februar 2009 darf die stilechte Darbietung des Can-Can bezeichnet werden, welcher von Tänzerinnen des Stammkneippvereins zu den Klängen der Stadtkapelle aufgeführt wurde.
Anknüpfend an den Erfolg bei den Wertungsspielen im Vorjahr konnte die Stadtkapelle beim Bezirksmusikfest in Stetten diesmal in der Oberstufe einen ausgezeichneten Erfolg mit nach Hause nehmen und belegte dort den zweiten Platz. In den Reihen der 40 Musiker aus Bad Wörishofen saß der älteste Musiker des ASM, Hermann Kohler, mit 85 Jahren.
Weitere musikalische Leckerbissen stellten im gleichen Jahr der Tag der Marschmusik im September dar, zu dem mehrere Gastkapellen nach Bad Wörishofen kamen sowie der Bundesentscheid der Oberstufenorchester, bei dem sich die Stadtkapelle einen achten Platz erspielte.
Das Jahreskonzert 2010, zu dem zu Beginn des Jahres eingeladen wurde, stand unter dem Motto „Ausschnitte aus Opern und Operetten“. Eine Premiere im Bad Wörishofer Veranstaltungskalender war der erste Ostereiermarkt mit dem Osterbrunnenfest im März, bei dem die Stadtkapelle von Brunnen zu Brunnen zog und zu den kunstvoll dekorierten Wasserspendern einen musikalischen Beitrag leistete.
Ebenfalls eine Premiere war das gemeinsame Weihnachtskonzert der Stadtkapelle mit dem Kirchenchor St. Justina im Dezember. Zur Aufführung kam die „Freisinger Papst Benedikt Messe“. Der Applaus und das Lob der Zuhörer motivierte Sänger und Musiker zur Wiederholung des Experimentes, was sich inzwischen zu einer Tradition entwickelt hat.
Zum ersten gemeinsamen Faschingsball luden 2011 die Stadtkapelle und der Stammkneippverein ins Pfarr- und Jugendheim ein. Eine Veranstaltung, die ebenfalls noch drei weitere Male stattfinden sollte.
Mit der Teilnahme an den Wertungsspielen in Breitenbrunn sowie den etablierten kirchlichen und weltlichen Veranstaltungen ging das Jahr erfolgreich zu Ende.
Seit der Jahreshauptversammlung 2012 mit Neuwahlen stehen zwei Musiker an der Spitze des Vereins, die sich durch ihr besonderes Engagement das Vertrauen der Mitglieder erwarben. Mit der Wiederwahl von Florian Heiß als erstem Vorsitzenden und der Wahl von Markus Seitz als seinem Stellvertreter ist die Vereinsführung in bewährte Hände gelegt worden.
Das Jahr war neben musikalischen Aktivitäten auch geprägt von baulichen Veränderungen am Vereinsheim. Nach etwa 1800 Arbeitsstunden aus den Reihen der Mitglieder und Freunde konnte der Anbau im April 2013 offiziell eingeweiht werden.
2013 nahm die Stadtkapelle erfolgreich an Wertungsspielen teil, diesmal in Eppishausen. In ihrer Heimatstadt Bad Wörishofen beteiligten sich die Musiker am Trachtenfest und führten den Trachtenumzug musikalisch an. Die Zahl der aktiven Mitglieder wird im Juli 2013 mit 40 angegeben. Um weiterhin nicht um den Nachwuchs bangen zu müssen, beschließt die Stadtkapelle, bei In-
strumentalausbildungen über die Musikschule Bad Wörishofen einen Zuschuss von 50 € pro Schüler und Schuljahr zu gewähren.
Im Jahr 2014 konnte die Kapelle mit dem Geleisteten sowohl im musikalischen Bereich als auch das Vereinsleben betreffend sehr zufrieden sein. Das im Jahr 2015 bevorstehende Bezirksmusikfest verlangte bereits umfangreiche Planungs- und Vorbereitungsaktivitäten.

Der Gedanke an ein rundum gelungenes Fest war auch Motivation für die Teilnahme an insgesamt fünf Faschingsumzügen in der näheren Umgebung im Januar und Februar 2015. Damit konnte für das Hauptereignis des musikalischen Lebens im Laienmusizieren, die Ausrichtung des Bezirksmusikfestes des ASM, Bezirk 10, in Bad Wörishofen, gebührend die Werbetrommel gerührt werden.

Vom 3. bis 7. Juni 2015 fand das 46. Bezirksmusikfest in Bad Wörishofen statt. Das größte Ereignis der Vereinsgeschichte wurde unter anderem mit Ernst Hutter und die Egerländer Musikanten, Losamol, den Troglauer Buam und Alpenblech gefeiert. Viele Tausend Besucher kamen in die Wörishofer Arena und feierten unter dem Motto „Wellness für die Ohren“.